Walter Pohl - Paul Herold (Hg.)


Vom Nutzen des Schreibens

Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz im Mittelalter


Walter  Pohl
ist Leiter der Forschungsstelle für Geschichte des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien

Paul Herold
ist Projektmitarbeiter an der Forschungsstelle für Geschichte des Mittelalters und am Institut für Österreichische Geschichtsforschung




ISBN 978-3-7001-3100-7 Print Edition


2002  472 Seiten, 29,7x21cm, broschiert, Denkschriften der phil.-hist. Klasse 306, Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 5
€  45,70   
     

Lange war der Nutzen des Schreibens für den Schreibenden und seine Gemeinschaft für die Forschung unbedeutend gegenüber dem Nutzen des Geschriebenen als Quelle. In den letzten Jahrzehnten begannen auch Mediävisten im Medium die Botschaft zu entdecken; Bedeutung und Dynamik des geschriebenen Wortes sind in vielen Aspekten durchaus kontrovers diskutiert worden. War das Abendland im Mittelalter eine weitgehend mündliche Gesellschaft, in der manche Kleriker und Klöster Inseln der Schriftlichkeit von zunächst geringer Ausstrahlungskraft bildeten, oder reichte der Einfluss des Schreibens weit darüber hinaus? Immerhin stellte das Schreiben im Mittelalter eine außerordentliche gesellschaftliche Investition an Arbeit und Rohstoffen dar. Der Band untersucht exemplarisch, in welchen Zusammenhängen eine solche Investition Nutzen bringen konnte. Dabei geht es um zwei Gesichtspunkte: Zum einen ist ein im engeren Sinn pragmatischer, instrumenteller Gebrauch des Schreibens gemeint, also das schriftliche Festhalten und der Austausch handlungsrelevanter Informationen. Zum anderen ist jenes weite Feld von Texten angesprochen, die dadurch handlungsleitend wirken, dass sie Sinn stiften, Bedeutungen produzieren und Identitäten entwerfen. Der Band ist thematisch und chronologisch in zwei Schwerpunkte gegliedert. Der erste untersucht in zehn Beiträgen Schriftkultur und soziales Gedächtnis der Franken, wobei historiographische Handschriften im Brennpunkt stehen. Der zweite Teil umfasst sieben Beiträge zu spätmittelalterlichem Verwaltungsschriftgut bzw. fürstlicher Selbstdarstellung, die den Gebrauch der rasch anwachsenden Menge schriftlicher Aufzeichnungen zum Gegenstand haben. Drei programmatische Beiträge strukturieren den Band. Der Dialog zwischen ausländischen Spezialisten für Schriftlichkeit und jüngeren österreichischen Mediävisten hat zahlreiche neue Gesichtspunkte ergeben, die über die hier versammelten Studien hinaus anregend wirken können.

For a long time, the benefits of writing for the writer and his community were insignificant as a subject for research compared with the use of the written word as a source.

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
Tel. +43-1-515 81/DW 3420, Fax +43-1-515 81/DW 3400
https://verlag.oeaw.ac.at, e-mail: verlag@oeaw.ac.at

In recent decades, medievalists have also begun to discover the media in the message; the significance and dynamism of the written word have been the subject of controversial discussions in many aspects. Was the western world in the Middle Ages a largely oral society in which a few clerks and monasteries formed islands of the written form with initially little effect, or did the influence of writing extend far beyond? After all, writing in the Middle Ages constituted an extraordinary social investment in labour and material. This volume examines examples of the connections in which such investments could bring benefits.

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Vom Nutzen des Schreibens


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Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz im Mittelalter



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2002  472 Seiten, 29,7x21cm, broschiert, Denkschriften der phil.-hist. Klasse 306, Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 5
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Walter  Pohl
ist Leiter der Forschungsstelle für Geschichte des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien

Paul Herold
ist Projektmitarbeiter an der Forschungsstelle für Geschichte des Mittelalters und am Institut für Österreichische Geschichtsforschung

Lange war der Nutzen des Schreibens für den Schreibenden und seine Gemeinschaft für die Forschung unbedeutend gegenüber dem Nutzen des Geschriebenen als Quelle. In den letzten Jahrzehnten begannen auch Mediävisten im Medium die Botschaft zu entdecken; Bedeutung und Dynamik des geschriebenen Wortes sind in vielen Aspekten durchaus kontrovers diskutiert worden. War das Abendland im Mittelalter eine weitgehend mündliche Gesellschaft, in der manche Kleriker und Klöster Inseln der Schriftlichkeit von zunächst geringer Ausstrahlungskraft bildeten, oder reichte der Einfluss des Schreibens weit darüber hinaus? Immerhin stellte das Schreiben im Mittelalter eine außerordentliche gesellschaftliche Investition an Arbeit und Rohstoffen dar. Der Band untersucht exemplarisch, in welchen Zusammenhängen eine solche Investition Nutzen bringen konnte. Dabei geht es um zwei Gesichtspunkte: Zum einen ist ein im engeren Sinn pragmatischer, instrumenteller Gebrauch des Schreibens gemeint, also das schriftliche Festhalten und der Austausch handlungsrelevanter Informationen. Zum anderen ist jenes weite Feld von Texten angesprochen, die dadurch handlungsleitend wirken, dass sie Sinn stiften, Bedeutungen produzieren und Identitäten entwerfen. Der Band ist thematisch und chronologisch in zwei Schwerpunkte gegliedert. Der erste untersucht in zehn Beiträgen Schriftkultur und soziales Gedächtnis der Franken, wobei historiographische Handschriften im Brennpunkt stehen. Der zweite Teil umfasst sieben Beiträge zu spätmittelalterlichem Verwaltungsschriftgut bzw. fürstlicher Selbstdarstellung, die den Gebrauch der rasch anwachsenden Menge schriftlicher Aufzeichnungen zum Gegenstand haben. Drei programmatische Beiträge strukturieren den Band. Der Dialog zwischen ausländischen Spezialisten für Schriftlichkeit und jüngeren österreichischen Mediävisten hat zahlreiche neue Gesichtspunkte ergeben, die über die hier versammelten Studien hinaus anregend wirken können.

For a long time, the benefits of writing for the writer and his community were insignificant as a subject for research compared with the use of the written word as a source.

In recent decades, medievalists have also begun to discover the media in the message; the significance and dynamism of the written word have been the subject of controversial discussions in many aspects. Was the western world in the Middle Ages a largely oral society in which a few clerks and monasteries formed islands of the written form with initially little effect, or did the influence of writing extend far beyond? After all, writing in the Middle Ages constituted an extraordinary social investment in labour and material. This volume examines examples of the connections in which such investments could bring benefits.

In den Medien: 
  • Nicholaus Brousseau, Ottawa


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