Die Iranische Moderne
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Gisela FOCK ist freie Autorin in Kairo. |
1958 trat der erst 21 Jahre alte Parviz Tanavoli in Teheran mit der ersten Einzelausstellung moderner Kunst an die Öffentlichkeit. Zur Überraschung der Ausstellungsbesucher zeigte der Künstler Tierassemblagen aus Altmetall und semiabstrakte Keramiken zu Themen des alltäglichen Lebens. Weder Sujets noch Werkstoffe dieser Art waren bisher in Irans Hauptstadt als Kunst erklärt worden. Die anfänglich geäußerte Ablehnung des Publikums wandelte sich in den folgenden Jahren in Zustimmung, Anfang der 70er Jahre galt Tanavoli als einer der bedeutendsten Künstler im Iran. Besonders gewürdigt wurde er für seine beispielgebende Auseinandersetzung mit der iranischen Folklore, die in die Entstehung des modernen Kunststils „Saqqakhaneh“ mündete. Um Tanavoli und einige andere iranischen Künstlern herum entstand Mitte der 60er Jahre in Teheran eine lebendige Kunstszene mit Ausstellungsbetrieb und mit zahlreichen Kulturmagazinen. Als Dozent, zunächst am innovativen „College of Decorative Arts“, später an der Akademie der schönen Künste der Universität Teheran, fand seine freie, vom subjektiven Gedankengut geprägte künstlerische Einstellung Verbreitung. Die Modernisierungsbestrebungen des Regimes, zu deren Aushängeschild die junge iranische Kunst wurde, gewährleistete Tanavoli freie Entfaltung. Die Islamische Revolution jedoch belegte Tanavoli mit Arbeits-und Ausstellungsverbot, das bis heute gültig ist. Seit wenigen Jahren erfährt jedoch die iranische Moderne im Ausland wieder Beachtung. … Parviz Tanavoli had his first solo exhibition of modern art in 1958. At the time he was only 21 years old. Startling for the audience, he had formed assemblages out of scrap metal and semi-abstract ceramics showing themes from normal daily life. |
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1958 trat der erst 21 Jahre alte Parviz Tanavoli in Teheran mit der ersten Einzelausstellung moderner Kunst an die Öffentlichkeit. Zur Überraschung der Ausstellungsbesucher zeigte der Künstler Tierassemblagen aus Altmetall und semiabstrakte Keramiken zu Themen des alltäglichen Lebens. Weder Sujets noch Werkstoffe dieser Art waren bisher in Irans Hauptstadt als Kunst erklärt worden. Die anfänglich geäußerte Ablehnung des Publikums wandelte sich in den folgenden Jahren in Zustimmung, Anfang der 70er Jahre galt Tanavoli als einer der bedeutendsten Künstler im Iran. Besonders gewürdigt wurde er für seine beispielgebende Auseinandersetzung mit der iranischen Folklore, die in die Entstehung des modernen Kunststils „Saqqakhaneh“ mündete. Um Tanavoli und einige andere iranischen Künstlern herum entstand Mitte der 60er Jahre in Teheran eine lebendige Kunstszene mit Ausstellungsbetrieb und mit zahlreichen Kulturmagazinen. Als Dozent, zunächst am innovativen „College of Decorative Arts“, später an der Akademie der schönen Künste der Universität Teheran, fand seine freie, vom subjektiven Gedankengut geprägte künstlerische Einstellung Verbreitung. Die Modernisierungsbestrebungen des Regimes, zu deren Aushängeschild die junge iranische Kunst wurde, gewährleistete Tanavoli freie Entfaltung. Die Islamische Revolution jedoch belegte Tanavoli mit Arbeits-und Ausstellungsverbot, das bis heute gültig ist. Seit wenigen Jahren erfährt jedoch die iranische Moderne im Ausland wieder Beachtung.
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Parviz Tanavoli had his first solo exhibition of modern art in 1958. At the time he was only 21 years old. Startling for the audience, he had formed assemblages out of scrap metal and semi-abstract ceramics showing themes from normal daily life.
At that time, in Iran’s capital nothing like this had ever been considered art. But any initial disapproval was soon gone completely: by the beginning of the 1970s, Tanavoli had become one of the most important artists in Iran. He became especially well known for his artistic work based on Iranian folklore, which developed into the Saqqakhaneh modern art style and served as an example for numbers of other artists. In the mid-1960s, a lively art scene developed around Tanavoli and a group of other Iranian contemporary artists, with several galleries and with a number of art journals. Tanavoli taught as a lecturer, first at the innovative College of Decorative Arts and later at the Fine Arts Institute of the University of Tehran, spreading his ideas about a free and personal art. In the modernization efforts of the Iranian regime, for which the new Iranian modern art served well as publicity, Tanavoli’s artistic work was not censored. This situation changed dramatically with the Islamic Revolution; since this time Tanavoli has no longer been able to exhibit or work in Iran. Nevertheless, in the last years the modern Iranian artistic style has gained the attention of an international audience.
2011,
978-3-7001-6800-3
978-3-7001-7155-3
400 Seiten, broschiert
22,5x15 cm