Maria SIX-HOHENBALKEN (Hg.)


Reisen zu den Quellen des Tigris …

Studien von Josef Wünsch in Mesopotamien



ISBN 978-3-7001-8579-6
Print Edition
ISBN 978-3-7001-9175-9
Online Edition
doi:10.1553/978OEAW85796
Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie 28 
Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse  533 
Kurdische Studien – Beiträge aus Österreich  1 
2021,  222 Seiten, 29,7x22cm, broschiert, englisch/deutsch
€  85   
Open access

Maria SIX-HOHENBALKEN
is senior researcher at the Institute for Social Anthropology at the Austrian Academy of Sciences


In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das europäische Forschungsinteresse in Westasien zunehmend auf die von KurdInnen bewohnten Gebiete ausgeweitet. Aus heutiger Sicht leisteten diese Studien nicht nur Beiträge zur Erforschung noch wenig bekannter Regionen, sondern auch zur Entstehung Kurdischer Studien. Anfangs war das Forschungsinteresse fast ausschließlich von britischen, russischen und französischen kolonialen Interessen bestimmt, die in den letzten drei Jahrzehnten von postkolonialen Ansätzen kritisch hinterfragt und deren Bedeutung neu bestimmt wurde. Jene Studienreisen, die keinen kolonialen Hintergrund hatten und kein wirtschaftliches oder machtpolitisches Interesse verfolgten, sind gerade deshalb von besonderem Interesse. Daher können heute jene unabhängigen und eigenständig organisierten Forschungen, wie die des in Wien und Prag tätigen Josef Wünsch (1842–1907), als Pionierarbeiten gesehen werden. Wünsch folgte einem universalistischen Forschungsinteresse und unternahm ethnographische und kartographische Dokumentationen. Er erstellte detailliertes Kartenmaterial der ‚kurdischen Regionen‘ und legte eine Museumssammlung mit Alltagsgegenständen an. Die Ergebnisse seiner Forschungen über Mesopotamien veröffentlichte er in Wiener und Prager Journalen, allerdings hat er nie eine Gesamtdarstellung über seine zweijährige Forschungstätigkeit verfasst. Wünschs Nachlass ist heute auf unterschiedliche österreichische und tschechische Institutionen aufgeteilt. In dem vorliegenden Sammelband werden durch die Zusammenführung der Teilnachlässe von Josef Wünsch alle veröffentlichten wie auch unveröffentlichten Ergebnisse aufbereitet, tschechische Darstellungen in kommentierter Übersetzung aufgenommen und sodann eine kritische Neubewertung unternommen. Vorangestellt wird ein einführendes Kapitel über die österreichischen Beiträge zur Entwicklung der Kurdischen Studien seit dem späten 19. Jahrhundert.

Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)

Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
Tel. +43-1-515 81/DW 3420, Fax +43-1-515 81/DW 3400
https://verlag.oeaw.ac.at, e-mail: verlag@oeaw.ac.at

In the second half of the 19th century, European interest in research in western Asia increasingly expanded to the areas inhabited by the Kurds. From the modern perspective, these studies contributed not only to the study of still little-known regions, but also to the introduction of Kurdish Studies. Initially the focus of the research was almost entirely dictated by British, Russian and French colonial interests, which have been subjected to a critical reappraisal over the last three decades in accordance with post-colonial approaches and their importance redefined. It is for precisely this reason that those study trips which did not have a colonial background or did not pursue economic or power-political interests are particularly valuable. And that is also why nowadays autonomous and independently organised research, like that undertaken by Josef Wünsch (1842–1907), who worked in Prague and Vienna, can be seen as pioneering. Wünsch pursued universal research interests and produced both ethnographic and cartographic documentation. He drew up detailed cartographic material for the “Kurdish regions” and created a museum collection of everyday items. The results of his research on Mesopotamia were published in journals in Vienna and Prague, but he never produced a complete overview of his two years of research. Nowadays Wünsch's legacy is divided between various Austrian and Czech institutions. By bringing together the various partial legacies, in this collective volume all published and unpublished results of Josef Wünsch’s research will be edited, reports in Czech incorporated through commentated translations and then a critical re-evaluation undertaken. All of this will be preceded by an introductory chapter on Austrian contributions to the development of Kurdish Studies from the late 19th century on.

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is senior researcher at the Institute for Social Anthropology at the Austrian Academy of Sciences

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das europäische Forschungsinteresse in Westasien zunehmend auf die von KurdInnen bewohnten Gebiete ausgeweitet. Aus heutiger Sicht leisteten diese Studien nicht nur Beiträge zur Erforschung noch wenig bekannter Regionen, sondern auch zur Entstehung Kurdischer Studien. Anfangs war das Forschungsinteresse fast ausschließlich von britischen, russischen und französischen kolonialen Interessen bestimmt, die in den letzten drei Jahrzehnten von postkolonialen Ansätzen kritisch hinterfragt und deren Bedeutung neu bestimmt wurde. Jene Studienreisen, die keinen kolonialen Hintergrund hatten und kein wirtschaftliches oder machtpolitisches Interesse verfolgten, sind gerade deshalb von besonderem Interesse. Daher können heute jene unabhängigen und eigenständig organisierten Forschungen, wie die des in Wien und Prag tätigen Josef Wünsch (1842–1907), als Pionierarbeiten gesehen werden. Wünsch folgte einem universalistischen Forschungsinteresse und unternahm ethnographische und kartographische Dokumentationen. Er erstellte detailliertes Kartenmaterial der ‚kurdischen Regionen‘ und legte eine Museumssammlung mit Alltagsgegenständen an. Die Ergebnisse seiner Forschungen über Mesopotamien veröffentlichte er in Wiener und Prager Journalen, allerdings hat er nie eine Gesamtdarstellung über seine zweijährige Forschungstätigkeit verfasst. Wünschs Nachlass ist heute auf unterschiedliche österreichische und tschechische Institutionen aufgeteilt. In dem vorliegenden Sammelband werden durch die Zusammenführung der Teilnachlässe von Josef Wünsch alle veröffentlichten wie auch unveröffentlichten Ergebnisse aufbereitet, tschechische Darstellungen in kommentierter Übersetzung aufgenommen und sodann eine kritische Neubewertung unternommen. Vorangestellt wird ein einführendes Kapitel über die österreichischen Beiträge zur Entwicklung der Kurdischen Studien seit dem späten 19. Jahrhundert.

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In the second half of the 19th century, European interest in research in western Asia increasingly expanded to the areas inhabited by the Kurds. From the modern perspective, these studies contributed not only to the study of still little-known regions, but also to the introduction of Kurdish Studies. Initially the focus of the research was almost entirely dictated by British, Russian and French colonial interests, which have been subjected to a critical reappraisal over the last three decades in accordance with post-colonial approaches and their importance redefined. It is for precisely this reason that those study trips which did not have a colonial background or did not pursue economic or power-political interests are particularly valuable. And that is also why nowadays autonomous and independently organised research, like that undertaken by Josef Wünsch (1842–1907), who worked in Prague and Vienna, can be seen as pioneering. Wünsch pursued universal research interests and produced both ethnographic and cartographic documentation. He drew up detailed cartographic material for the “Kurdish regions” and created a museum collection of everyday items. The results of his research on Mesopotamia were published in journals in Vienna and Prague, but he never produced a complete overview of his two years of research. Nowadays Wünsch's legacy is divided between various Austrian and Czech institutions. By bringing together the various partial legacies, in this collective volume all published and unpublished results of Josef Wünsch’s research will be edited, reports in Czech incorporated through commentated translations and then a critical re-evaluation undertaken. All of this will be preceded by an introductory chapter on Austrian contributions to the development of Kurdish Studies from the late 19th century on.



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