Die Akademie der Wissenschaften
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Johannes Feichtinger ist Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Herbert Matis ist emer. Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Wirtschaftsuniversität Wien Stefan Sienell ist wissenschaftlicher Archivar der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Heidemarie Uhl ist Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften |
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften publiziert anlässlich des 75. Jahrestags des „Anschlusses“ eine umfassende Darstellung ihrer Verstrickung in den nationalsozialistischen Herrschaftsapparat in den Jahren 1938 bis 1945 und deren Auswirkungen auf die Nachkriegszeit. Neue Forschungsergebnisse ermöglichen einen profunden Einblick in die personelle und institutionelle Struktur sowie in die wissenschaftliche Ausrichtung der Akademie in der NS-Zeit.
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Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945, pp. 5-6, 2013/04/05
Katalog zur Ausstellung
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften publiziert anlässlich des 75. Jahrestags des „Anschlusses“ eine umfassende Darstellung ihrer Verstrickung in den nationalsozialistischen Herrschaftsapparat in den Jahren 1938 bis 1945 und deren Auswirkungen auf die Nachkriegszeit. Neue Forschungsergebnisse ermöglichen einen profunden Einblick in die personelle und institutionelle Struktur sowie in die wissenschaftliche Ausrichtung der Akademie in der NS-Zeit.
Der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 bedeutete eine tiefgreifende Zäsur für die Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach der Machtübernahme wurden die Leitungsstellen mit Parteigängern des Nationalsozialismus besetzt. Akademie-Mitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten aus politischen, zumeist jedoch aus „rassischen“ Gründen die Akademie verlassen. Sie wurden verfolgt und vertrieben, kamen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern zu Tode. Einrichtungen wie das Institut für Radiumforschung, das Vivarium und das Phonogrammarchiv verloren ihre wichtigsten Forschungskräfte, international richtungsweisende Forschungsprogramme und Wissenschaftskooperationen wurden abgebrochen. Unter der neuen nationalsozialistischen Akademieführung wurde die Autonomie der Gelehrtengesellschaft eingeschränkt und Forschungsvorhaben im Sinne der NS-Ideologie durchgeführt.
1945 war für die Akademie keine „Stunde Null“. Neben Zäsuren finden sich auch Kontinuitäten in den Forschungseinrichtungen wie auch in der Gelehrtengesellschaft. Im Umgang mit dem Nationalsozialismus agierte die Akademie ambivalent: In der ersten Nachkriegsphase wurde die Mitgliedschaft ehemaliger Nationalsozialisten vorläufig ruhend gestellt, wenige Jahre später waren – entsprechend dem Amnestiegesetz von 1948 – praktisch alle ehemaligen NSDAP-Angehörigen, selbst hochrangige Funktionsträger, wieder als Mitglieder zugelassen.
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In 2013, the Academy is using the 75th anniversary of the “Anschluss” in March 1938 as an occasion to present an exhibition and to publish a catalog investigating the reactions of the Academy to the Nazi power takeover, the Academy’s involvement in the Nazi domination apparatus, and the impact this had on the postwar period. New research findings allow a profound insight into the personnel and institutional structure of the Academy as well as its scientific focus during the Nazi era.
The “Anschluss” of Austria by the National Socialist German Reich in March 1938 marked a profound turning point for the Academy of Sciences in Vienna. With the Nazis’ seizure of power, Academy members and staff members were forced to leave for political and “racial” reasons. They were persecuted and expelled; they died in Nazi concentration camps. Organizations like the Institute for Radium Research, the Vivarium, and the Phonogram Archive lost their key research personnel; worldwide pioneering research programs and international research collaborations were broken off. Under the Academy’s new Nazi leadership, the learned society’s autonomy was reduced and research projects in the support of Nazi ideology were carried out.
The year 1945 was not a “zero hour.” In addition to breaks, there were also continuities in the research institutes as well as the association of scholars. In dealing with Nazism, the Academy took an ambivalent stance: In the early postwar period, the membership of former Nazis was provisionally suspended. A few years later – pursuant to the Amnesty Law of 1948 – practically all former Nazi party members, even high-ranking officials, were re-admitted as members.