Die Wiener Forschungen an Kriegsgefangenen 1915-1918 Anthropologische und ethnografische Verfahren im Lager
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Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
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Die Wiener Forschungen an Kriegsgefangenen 1915-1918 Anthropologische und ethnografische Verfahren im Lager
ISBN 978-3-7001-7084-6 Print Edition ISBN 978-3-7001-7505-6 Online Edition
doi:10.1553/0x002c7e80
Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie 17 Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse 838 2013, 490 Seiten, broschiert 29,7x21cm € 72,-
Britta Lange
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt Universität, Berlin
Britta Lange
S. 431 - 448 Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Published Online: 2013/05/17 11:55:25 Object Identifier: 0xc1aa5572 0x002e33f4 Rights: .
Die von 1915 bis 1918 durchgeführten Untersuchungen an Kriegsgefangenen der Habsburger Monarchie standen in der Tradition von früheren Forschungen durch österreichische Wissenschaftler im Vielvölkerstaat der Monarchie, aber auch bei Fernreisen und in Kolonialgefängnissen. Die wissenschaftlichen Erhebungen im Ersten Weltkrieg brachten zwar keine tief greifende methodische Neuerung, ermöglichten aber die systematische und massenhafte Durchführung von anthropologischen, sprach- und musikwissenschaftlichen Untersuchungen im eigenen Land und den Entwurf von Auswertungsmethoden. So beförderten sie auch akademische Karrieren – in Österreich im Besonderen von Rudolf Pöch, Josef Weninger und Robert Lach.
In den heute größtenteils erhaltenen Aufzeichnungen aus den Kriegsgefangenenlagern sind sowohl die wissenschaftlichen Verfahren selbst als auch Widerstände dagegen dokumentiert. Die bildlichen und plastischen Aufzeichnungen lassen sich als Sichtbarmachungen von „Rassezugehörigkeiten“ in der physischen Anthropologie beschreiben, die Tondokumente gesprochener und gesungener Texte dagegen als Hörbarmachungen. Letztere wurden ebenso wie die Arbeitsobjekte der physischen Anthropologie im wissenschaftlichen Anspruch auf „Objektivität“ hergestellt. Sie dienten als typische Beispiele einzelner (Fremd-)Sprachen, umfassen jedoch mit sprachlich artikulierten Botschaften eine zusätzliche, inhaltliche Ebene: Einige Stimmen von Gefangenen reflektieren explizit die Umstände ihrer Aufzeichnung – den Krieg, die Lager, die Wissenschaft, den Akt des Sprechens selbst. Das Buch spürt der Wissenschaftsgeschichte dieser Tonaufzeichnungen, aber auch ihren bis heute nicht gehörten Erzählungen nach.
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