Archaeologia Austriaca 99/2015, pp. 179-202, 2015/12/11
Zeitschrift zur Archäologie Europas
Journal on the Archaeology of Europe
Die Hauptnutzungsphase der Wallanlage von Stillfried datiert in die späte Urnenfelderzeit (900-750 v.Chr.). Bei archäologischen Ausgrabungen 1969-1989 wurden am höchsten Punkt der Wallanlage über 25 als Sonderbefunde identifizierte Gruben mit trapezförmigem Profil entdeckt. Kennzeichnend für diese in ihrer Erstfunktion als Getreidespeicher gedeuteten Gruben sind eine ähnliche Abfolge ihrer Verfüllschichten und darin abgelegte annähernd vollständige Wildtiere. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Grube V0479, die wesentliche Merkmale dieser Sonderbefunde aufweist, sich allerdings durch ihre senkrechten Wände davon unterscheidet. Die waagrechte Grubensohle zeigt darüber hinaus eine muldenartige Vertiefung. Grube V0479 enthielt drei niedergelegte tierische Teilskelette: zwei Feldhasen und ein Ferkel. Im Rahmen der Letztnutzung dieser Grube wurden Feuer entfacht und der Ferkelkadaver in der Mulde verbrannt. Die beiden Feldhasen wurden gemeinsam mit einem zerscherbten keramischen Vorratsgefäß und zwei großen Sandsteinen (zylindrisch und plattenförmig) auf der Grubensohle abgelegt. Aufgrund des Kegelhalsgefäßes (Vorratsgefäß an der Grubensohle wird die vorgestellte Grube in die Siedlungsphase III (spätes HaB3) gestellt. Der Beitrag stellt im Rahmen der Befunddeutung die von den Autorinnen entwickelte "Theorie der Verfüllmuster" in Speichergruben vor und diskutiert Argumente für und wider eine mögliche profane oder kultische Nutzung dieser Grube.
Keywords: Späte Bronzezeit, Urnenfelderkultur, Tierniederlegung, Verfüllmuster, Arbeitsgrube, Speichergrube, Abfallgrube, Kultgrube