Sakralität und Mobilität im Kaukasus und in Südosteuropa, pp. 203-224, 2017/12/15
Ziel dieses Aufsatzes ist es, einen Diskussionsbeitrag zur Transformation der schiitisch geprägten Sakralität im Kontext einer säkularen post-sozialistischen Stadt im Transkaukasus zu leisten, indem auf einige Aspekte des Bedeutungswandels von traditionellen heiligen Orten (ziyaratgah, pirs) in Aserbaidschan eingegangen wird. Im Vordergrund steht die Frage, welche Rolle der Staat in der Herstellung der Kommunikation zwischen dem Wunderheiler und einem Individuum bei der traditionellen Verehrung eines schiitischen Heiligen im sozialistischen und postsozialistischen Baku spielt. Anhand der Analyse populärer Narrativen, ethnographischer Beobachtungen und der Analyse hagiographischer Literatur um den knochenlosen Heiligen aus Baku kommt deutlich zum Vorschein, dass Wallfahrt auch als Teil von „politischen Interessen“ gezeigt werden kann. Somit diskutiert der Beitrag die Entstehung der Legitimität religiöser Praxis in einer säkularen Gesellschaft, indem insbesondere auf die Gründungsnarrative eines zur stalinistischen Epoche populär gewordenen heiligen Ortes in Baku eingegangen wird.
Keywords: Wallfahrt, populäre Heiligenverehrung, Islam, Stalinismus, Aserbaidschan