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International Forum on Audio-Visual Resarch
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BEITRÄGE
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Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
Tel. +43-1-515 81/DW 3420, Fax +43-1-515 81/DW 3400 https://verlag.oeaw.ac.at, e-mail: verlag@oeaw.ac.at |
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International Forum on Audio-Visual Research - Jahrbuch des Phonogrammarchivs 8, pp. 17-55, 2018/04/27
Der vorliegende Artikel widmet sich ersten Zwischenergebnissen eines FWF-Projekts, das unter dem Titel „Tod & Leben: Lokalkulturelle Konzeptionen der Wiedergeburt unter den Drusen im Nahen Osten“ seit April 2016 am Phonogrammarchiv der ÖAW durchgeführt wird. Die Auswertung der bisher vorgenommenen episodischen Interviews sowie die Ergebnisse aus den teilnehmenden Beobachtungen indizieren, dass es unter der drusischen Bevölkerung einen Common Sense gibt, wonach einerseits jeder Mensch nach seinem Tod in Form eines Kindes wiedergeboren wird (taqammuṣ) und andererseits darüber hinaus besondere Fälle existieren, in denen sich einzelne Kinder an ihr vorhergehendes Leben zurückerinnern und sprachlich darauf Bezug nehmen (nuṭq). Dieses Phänomen, so die Interviewpartner/ innen, würde im Kontext von gewaltsamen, unerwarteten bzw. „unpassenden“ Todesfällen auftreten. Sobald die Neugeborenen zu sprechen beginnen, im Alter von ein bis zwei Jahren, erzählen sie aus ihrem früheren Leben; oft vermissen sie die Familienmitglieder aus ihrem Vorleben, sie machen sich auf die Suche und werden bisweilen fündig. Sofern entsprechende Beweise erbracht werden können, folgen Prozesse der sozialen Anerkennung – wobei die damit einhergehenden ethnosoziologischen Konsequenzen von Fall zu Fall diskursiv ausgehandelt werden müssen. Der Artikel beleuchtet die mit den konkreten Einzelfällen verbundene Plotbildung (oral history) sowie methodologische und methodische Fragen im Rahmen der ethnologischen Datenerhebung. Ferner werden die (üblicherweise erzählten) Eckpunkte in typischen nuṭq-Fällen im Sinne „grammatikalischer“ Regeln beleuchtet. Schließlich wird der Versuch unternommen, die mit der sozialen Anerkennung von nuṭq-Fällen einhergehenden Konsequenzen in ethnosoziologischer sowie in diskursanalytischer Hinsicht arbeitshypothetisch zu skizzieren.
Keywords: Drusen, Wiedergeburt, Erinnerungen an ein Vorleben, episodische Interviews, ethnologische Feldforschung, Naher Osten