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(Un)lesbarkeit der Erinnerung. Zur Gedächtnispoetik in Paul Celans Gedicht ›Wolfsbohne‹.

    Inga Bartkuvienė

Sprachkunst Jahrgang XLVII/2016, 2. Halbband, pp. 97-122, 2018/09/28

Beiträge zur Literaturwissenschaft
Jahrgang XLVII/2016 2. Halbband

doi: 10.1553/spk47_2s97

doi: 10.1553/spk47_2s97

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doi:10.1553/spk47_2s97



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Abstract

Der Problematik des Erinnerns und des Gedenkens widmet sich das gesamte Werk Paul Celans. Es schöpft aus der Anstrengung, die Erinnerung zu wahren und an die Leser als versprachlichtes Gedächtnis zu übermitteln. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie die Erinnerung im Gedicht ›Wolfsbohne‹ hinsichtlich ihrer Textualität wirkt. Produktionsgeschichtlich gesehen, ist das Gedicht aus einem doppelten Trauma entstanden: – der Shoah–Erfahrung und der als verleumdend empfundenen Kritik G. Blöckers zum Band ›Sprachgitter‹. Die poetische Konstruktion des Gedichts wirft die Frage auf, wie Erinnerungsspuren textimmanent und intertextuell kommunizieren. Das Gedicht eröffnet für Celan einen Raum wachen Bewusstseins vom Geschehenen, doch zeigt sich die Erinnerung nie in Form eines vollendeten Narrativs. Die Fähigkeit der Erinnerung, immer neue Assoziationsnetze zu bauen, geht mit Vermehrdeutigungsstrategien der poetischen Sprache einher, so dass die Prozessualität der Sinnstiftung des Erinnerten und des zu Erinnernden die Leseprozesse mitbestimmt.