Ludwig Salvator, pp. 64-107, 2018/10/11
Dokumentation der Vorträge des Kerner-von-Marilaun-Symposiums anlässlich seines 100. Todesjahres
Das wissenschaftliche Vermächtnis des österreichischen Erzherzogs aus dem regierenden Haus Habsburg-Lothringen besteht aus rund 50 Werken vorwiegend aus der Mittelmeerregion. Die Grundlage für diese mehr als 40 Jahre andauernden Arbeiten bildeten intensive Feldforschungen, einschließlich Zeichnungen und Aquarellen. Hierzu wurde von ihm ein Fragenkompendium bestehend aus 100 Doppelseiten entwickelt, die „Tabulae Ludovicianae“. Damit hat er Maßstäbe für die moderne geografische Landeskunde gesetzt. Mit seiner natur- und gesellschaftsphilosophischen sowie landschaftsökologischen Sichtweise war er seiner Zeit weit voraus. Heutzutage ist die Erhebung, Auswertung, Zusammenfassung und Veröffentlichung der gesammelten Geoinformationen durch die moderne geografische Informationstechnologie sowie Kommunikationstechniken wesentlich leichter. Hingegen ist die vergleichbare interdisziplinäre Datenerhebung durch die völlig anderen politischen und sozioökonomischen Verhältnisse im Mittelmeerraum wesentlich schwieriger. Ein Forschungsschiff und ein Forschungszentrum der Europäischen Union in dieser Region werden angeregt. Die vorliegenden Ausführungen erheben keinen Anspruch auf einen umfassenden Überblick zur wissenschaftshistorischen Entwicklung der geografischen Landeskunde und der geografischen Informationstechnologie. Sie zeigen aber, wie ein wissenschaftlicher Außenseiter mit einem hohen persönlichen Einsatz großartige Feldforschung konzipiert, durchgeführt und dokumentiert hat. Sein bisher wissenschaftlich wenig bekanntes und noch weniger anerkanntes Lebenswerk wird aus fachlicher Sicht gewürdigt.