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Wanderungsmotive ausgewählter Bevölkerungsgruppen in Kärnten

    Rudolf Wastl

Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft Band 162/2020, pp. 343-368, 2021/03/30

Band 162 (Jahresband), Wien 2020
Volume 162 (Annual volume), Vienna 2020

doi: 10.1553/moegg162s343

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doi:10.1553/moegg162s343



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Abstract

In Regionen mit Bevölkerungsrückgang werden vor allem seitens der Politik immer wieder Maßnahmen zum Bevölkerungserhalt diskutiert. Im Hinblick darauf ist es das Ziel dieses Artikels, Verbleibe- und Wanderungsmotive besser zu verstehen, um beurteilen zu können, ob und wie weit es möglich wäre, das Wanderungsverhalten in Ab- und Zuwanderungsorten zu beeinflussen. Kärnten bietet sich als Untersuchungsraum an, weil hier schon große Teile des Bundeslandes vom Bevölkerungsrückgang betroffen sind und auch langfristig eine negative Bevölkerungsentwicklung prognostiziert ist. In einer Untersuchungsreihe wurde daher der Frage nachgegangen, was speziell junge Berufseinsteiger, aber auch ältere Berufstätige im Allgemeinen sowie im Ruhestand befindliche Personen bewegt, ihren Wohnort zu verlegen. Die empirische Untersuchung erfolgte durch offene Interviews mit Personen der genannten Gruppen, die retrospektiv ihre Wanderungsmotive nannten und diese entsprechend ihrer persönlichen Bedeutung gewichteten. Es standen somit qualitative und quantitative Daten von 584 Personen zur Verfügung, was eine detaillierte Auswertung erlaubte. Das Ergebnis zeigt, dass bei Wanderungen von Berufseinsteigern in höhere Zentren berufsbezogene Motive im Vordergrund stehen und dass diese Motive in linearer Abfolge immer gewichtiger werden, je höherrangiger das Zuwanderungszentrum ist. Im Gegenzug verlieren die Motive bezüglich sozialer Beziehungen als zweitstärkste Gruppe mit zunehmender Zentralitätsstufe an Bedeutung. Versorgungs- und dienstleistungsbezogene Motive bleiben als drittwichtigste Gruppe eher konstant. Insgesamt steht für Berufseinsteiger die Arbeitsmigration im Vordergrund. Beim Verbleib von Berufseinsteigern im ländlichen Raum oder bei der Zuwanderung von Berufstätigen und Pensionierten in diesen sowie in Mittelzentren ist es umgekehrt. Die gewichtigste Motivkategorie sind soziale Beziehungen, knapp gefolgt von der Kategorie der umfeldbezogenen Motive. Berufsbezogene sowie versorgungs- und dienstleistungsbezogene Motive haben den geringsten Stellenwert. Hier steht der Typ der „Lifestyle Migration“ im Vordergrund.

Keywords: Migrationsmotive, Wanderungsverhalten, Arbeitsmigration, „Lifestyle Migration“, Zuwanderungszentren, Rückwanderer, Zuwanderung, Abwanderung, Zentrale Orte, ländlicher Raum, Kärnten