Geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Anzeiger155. Jahrgang 2020, Heft 1+2
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Geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Anzeiger, 155. Jahrgang 2020, Heft 1+2, pp. 5-28, 2021/04/27
155. Jahrgang 2020, Heft 1+2
Ausgehend von der auf Autopsie beruhenden Neulesung der römischen Inschrift auf dem Altar RLM Trier-Inv. ST 9722 mit antikem Opferstock, untersucht dieser Beitrag sowohl den Beinamen Lenos des römischen Gottes Mars wie auch die Namen des Stifters und des Empfängers bzw. der Empfänger der Parallelwidmung. Ebenfalls erläutert werden die anderen Anrufungen des Gottes Mars in derselben Gegend sowie die Namen der mit ihm vergesellschafteten weiblichen Gottheiten. Entgegen der bisher traditionellen Auffassung wird der erste Beiname als die ohnehin postulierte, ursprüngliche thematische Form des lateinischen Adjektivs lēnis erkannt, die nicht zuletzt auch in der gallischen Personennamengebung vertreten ist. Das zwar in der Endung latinisierte Cognomen Diseto des Stifters scheint eigentlich keltischsprachig gewesen zu sein, und der Name des zweiten Empfängers wird nicht länger als **Xulsigiae, sondern als decem Vulsigii oder vielmehr decem Vulsigiae verstanden, vermutlich aus einem germanischen Substantiv der Bedeutung ‘Ruhm’ abgeleitet. Ferner wird die Aufmerksamkeit der Leser auf die Existenz asymmetrischer Votivformulare gelenkt, in denen also nicht alle Empfänger göttlich sind und von denen das Exemplar auf dem Trierer Altar ein Beispiel sein könnte.
Keywords: Lateinischer Wortschatz, römische Epigraphik, keltische Onomastik, antike Religion, altgermanisch