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Praktiken der versteckten Gentrifizierung – Eine Erhebung raumbezogener Adaptionspraktiken von Langzeitbewohnern im gentrifizierten Wiener Stadtraum mittels reflexiver Fotografie

    Judith Schnelzer

Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft Band 163/2021, pp. 141-170, 2022/04/04

Band 163 (Jahresband), Wien 2021
Volume 163 (Annual volume), Vienna 2021

doi: 10.1553/moegg163s141

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Abstract

Im vorliegenden Beitrag wird die Frage aufgeworfen, welche Strategien Langzeitbewohnerinnen und -bewohner im Umgang mit Gentrifizierung entwickeln, wenn sie von dieser nicht negativ „betroffen“ sind, das heißt, wenn sie nicht Formen von Verdrängung, sozialer Isolation vor Ort, Widerstand oder Konflikt ausgesetzt sind. Zentrales Argument ist, dass habituelle Adaptionsprozesse für Langzeitbewohner eines gentrifizierten Gebiets möglich sind und diese selbst in weiterer Folge an Prozessen der Gentrifizierung unbewusst und damit „versteckt“ beteiligt sind. Theoretisch wird die Praxis der versteckten Gentrifizierung einerseits mit dem Konzept des „metropolitan habitus“ und andererseits mithilfe einer „räumlichen“ Erweiterung der Bourdieuschen Kapitalsorten, dem „residenziellen Kapital“, erarbeitet. Mittels reflexiver Fotografie werden die Praktiken der versteckten Gentrifizierung empirisch für den gentrifizierten Wiener Innenstadtbezirk, Neubau, erhoben. Gentrifizierungsprozesse im Wiener Kontext formen sich speziell aus, und zwar derart, dass einerseits neue Bevölkerung hinzuzieht und andererseits Langzeitbewohnerinnen und -bewohner durch strukturelle Maßnahmen, wie sozialen Wohnungsbau oder Mietregulierungen, lange oder dauerhaft vor Ort wohnen bleiben können. Habituelle Adaption und Praktiken der versteckten Gentrifizierung innerhalb der Mittelklasse werden als soziale Reproduktionsstrategie, um die Stellung im sozialen und angeeigneten physischen Raum beizubehalten oder zu verbessern, gedeutet.

Keywords: Gentrifizierung, Bourdieu, Theorie der Praxis, reflexive Fotografie, residenzielles Kapital, Wien