Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft
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Die Fachzeitschrift "Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft" (früher "Mitteilungen der k.k. Geographischen Gesellschaft in Wien")
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Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft Band 163/2021, pp. 199-234, 2022/04/04
Band 163 (Jahresband), Wien 2021
Volume 163 (Annual volume), Vienna 2021
Während am Lebensstil orientierte Migrationsformen in ländlichen Regionen bereits anhand zahlreicher Querschnittstudien untersucht worden sind, findet der österreichische Alpenraum diesbezüglich noch wenig Berücksichtigung. Ebenso spärlich wird das Leben neu Zugezogener nach erfolgter Migration in das Berggebiet beleuchtet. Der vorliegende Beitrag trägt unter Anwendung qualitativer Längsschnittforschung (QLF) zur Schließung dieser Forschungslücken am Beispiel der beiden peripheren Talregionen Vorarlberger Montafon sowie Tiroler Gailtal bei. Die dort zwischen den Jahren 2015/2016 und2020/2021 durchgeführten Interviews beleuchten den Integrationsprozess von vorwiegend in der Stadt sozialisierten Personen, die ihren Wohnsitz permanent oder lediglich temporär in den ländlichen Untersuchungsraum verlegt haben. Die Feldforschung belegt, dass die Wohnsitzverlagerung in das Berggebiet zur Verbesserung der Lebensqualität der Befragten dient. Dieser Effekt bleibt allerdings nur dann bestehen, wenn sie sich auf identifikative, strukturelle, interaktive sowie kulturelle Weise in die Aufnahmegesellschaft integrieren. Im Zuge dessen führt ein von vorhergehenden Verwandtschafts- oder Urlaubsbesuchen eingeleiteter Identifikationsprozess unweigerlich zur kulturellen Anpassung der Befragten. Spätestens nach der Verlagerung ihres Haupt- bzw. Zweitwohnsitzes beginnt die Reproduktion jener ländlichen Idylle, die ihren Umzug motiviert hat und führt so zu vielfältigen positiven Mensch-Umwelt-Auswirkungen in den Zielgemeinden. Am augenscheinlichsten manifestieren sich diese in der Pflege der alpinen Kulturlandschaft, wie etwa durch landwirtschaftliche Tätigkeiten oder die Sanierung brachgefallener Berghöfe. Darüber hinaus ist auch die Bewahrung traditionellen Wissens festzustellen. Vor allem mit dem Alter(n) in Verbindung stehende Lebensveränderungen zwingen die Befragten allerdings, ihren Integrationsstatus respektive die Lebensqualität am Zielort zu reflektieren. Fällt die Integration geringer als am Herkunftsort oder anderswo aus, wandern sie wieder ab und begeben sich ein weiteres Mal auf die Suche nach einem besseren Leben.
Keywords: Integration, Amenity Migration, Lifestyle Migration, Lebensstil-Mobilität, Kulturlandschaft, Alpenraum, qualitative Längsschnittforschung, Montafon, Tiroler Gailtal, Vorarlberg, Tirol, Osttirol