VIRUS
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Das aktuelle Schwerpunktheft, herausgegeben von Maria Heidegger, Milijana Pavlović und Marina Hilber, ist dem interdisziplinären Dialog zwischen der Medizingeschichte und der Musikwissenschaft gewidmet. Aus beiden Perspektiven werden Zusammenhänge zwischen Musik und Medizin und verschiedene Möglichkeiten darüber ins Gespräch zu kommen, beleuchtet. Anhand konkreter Fragestellungen wird etwa nach den ambivalenten Wirkungen des Musikalischen gefragt und dabei die gesamte Bandbreite von therapeutisch, beruhigend und erheiternd bis zu aufwühlend, quälend und verstörend berücksichtigt. Bewusst wird im Intro – entgegen des Mainstreams – nicht etwa die therapeutische Qualität des Musikalischen, sondern die „dunkle“ Seite, der mögliche Missbrauch der Musik, betont (Josephine Morag Grant). Die Autor:innen des Schwerpunktteils des Heftes liefern Variationen zu unterschiedlichen historischen und geschlechtsspezifischen Vorstellungen über Körper, Stimme und Resonanzen von Musik (Marie Louise Herzfeld-Schild, Till Stehr), sie analysieren Musikwerke in medizinischen Räumen wie Kurbädern und Sanatorien (Christina Vanja, Lorenz Adamer, Irmtraut Sahmland und Aleš Verner), fragen aus dem Blickwinkel der historischen Sound Studies nach Klangerfahrungen und nach den Quellen, in denen sich etwa Patient:innen sowohl als Musikhörende als auch als Musikproduzierende aufspüren lassen (Maria Heidegger), nach Musik als Medium oder als Bestandteil von Diskursen in medizinischen Vermittlungsprojekten (Martina Hochreiter, Timur Sijaric) oder nach Aufführungsängsten von Musiker:innen (Regina Thumser-Wöhs) und nach den biografisch fluktuierenden Grenzen zwischen musikalischem Beruf und therapeutischer „Berufung“ (Michaela Krucsay). Das Outro des Thementeils bilden Berichte über aktuelle Projekte im Schnittfeld von Musikwissenschaft, Sound Studies und Geschichtswissenschaft.
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VIRUS Band 21, pp. 085-102, 2023/03/22
Schwerpunkt: Musik und Medizin
A musical Proust effect refers to a situation in which music transports us back to a whole-bodily felt experience from our past. This article traces concepts of this effect, here heuristically called “musical madeleines”, in the history of science since the 18th century and shows how both its explanations and its evaluations have changed over the decades in relation to contemporary medical, psychological and musical knowledge. The historical focus is on 18th-century physiology and 19th-century psychophysics, with Ernst Anton Nicolai’s Die Verbindung der Musik mit der Artzneygelahrheit (1745) and Gustav Theodor Fechner’s Vorschule der Ästhetik (1876) serving as main examples. These historical accounts are framed by some reflections on empirical music research today and some suggestions for a cultural-historical embedding in the history of medicine, emotions and music in general and in the discourses on programme music versus absolute music in particular.
Keywords: Proust effect, music and memory, music and emotions, 18th-century physiology, 19th-century psychophysics, empirical music aesthetics