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Sozialkontakte und Compliance mit SARS-CoV-2-Distancing-Massnahmen im ersten Lockdown 2020 bei den Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien in Wien

    Josef Kohlbacher

Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft Band 164/2022, pp. 111-144, 2023/05/03

Band 164 (Jahresband), Wien 2022
Volume 164 (Annual volume), Vienna 2022

doi: 10.1553/moegg164s111

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Abstract

Im vorliegenden Beitrag werden die Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie und der darauf bezogenen Maßnahmen auf die sozialen Interaktionen der Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien in Wien während des ersten Lockdowns im März/April 2020 behandelt. Im Fokus stehen die Herausforderungen für diese vulnerablen Gruppen im Spannungsfeld zwischen der in den Corona-Verordnungen der Bundesregierung vorgeschriebenen Kontaktminimierung einerseits und beengten Wohnverhältnissen, prekären Arbeitsmarktpositionen, Homeschooling sowie dem „digital divide“ andererseits. Weitere Schwerpunkte liegen auf dem Umgang der Geflüchteten mit den Maßnahmen des „social/physical distancing“, dessen Konsequenzen angesichts damit kollidierender kultureller Normen, dem Ausmaß der Kontaktreduktion und dessen Kausalfaktoren. Die empirischen Grundlagen der Studie bildeten eine quantitative Online-Befragung und qualitative Interviews mit Geflüchteten sowie Experten aus NGOs der Flüchtlingsbetreuung und aus Organisationen der beiden Herkunftsgruppen, die im Rahmen eines „Community-Based-Participatory-Approach“ in das zugrundeliegende Projekt eingebunden waren. Kontrastierend zu der mitunter medial geäußerten Kritik, dass sich in der Großstadt primär bestimmte Gruppen mit Migrationshintergrund weniger an die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gehalten haben, wird ein differenzierteres Bild gezeichnet. Vor allem die Faktoren Familienstatus, Alter und Wohnverhältnisse haben auf die Einhaltung der Distancing-Maßnahmen starken Einfluss genommen. Die Unzugänglichkeit des öffentlichen Raums, der für die Geflüchteten eine besonders wichtige Ressource darstellt, sowie der Wegfall der sozialen Angebote von NGOs haben diese vulnerablen Gruppen besonders betroffen.

Keywords: SARS-CoV-2-Pandemie, Lockdown, Sozialkontakte, Compliance, Social Distancing, Physical Distancing, Flüchtlinge, Syrien, Afghanistan