Archaeologia Austriaca 107/2023, pp. 223-240, 2023/12/13
Zeitschrift zur Archäologie Europas
Journal on the Archaeology of Europe
Im Schweizer Teil des Bodensees führten Tiefenmessungen in den Jahren 2013–2015 zur Entdeckung von über 170 Steinstrukturen mit Durchmessern zwischen 15 und 30 Metern. Archäologische Untersuchungen erbrachten keine eindeutige Interpretation, als Datierung wird das Neolithikum vorgeschlagen. Die Spekulationen reichten von prähistorischen Grablegen bis zu astronomischen Anlagen. Ähnliche Steinhügel sind aus dem Zugersee (Schweiz) sowie – allerdings deutlich kleinere Strukturen mit Durchmessern zwischen 2,6 und 10 Metern – aus dem Wörthersee und dem Ossiacher See (Kärnten, Österreich) schon länger bekannt. In den Kärntner Seen wurden sie erstmals 1864 im Zuge der Pfahlbauforschung beschrieben. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Steinstrukturen anhand von Luftbildern kartiert. Zusätzlich wurden ehemalige Berufsfischer als Zeitzeugen befragt. Die Funktion der Hügel in den beiden Kärntner Seen ist eindeutig im Bereich der Fischerei zu verorten. Die Steine wurden im Winter am Eis aufgeschichtet, brachen im Frühjahr ein und dienten dann als Laichplatz zum Anlocken von Fischen, die so zur Beute wurden. Eine Datierung der künstlich aufgeschütteten Steinhügel (mindestens 60 im Wörthersee, mindestens 93 im Ossiacher See) ist nicht möglich.
Keywords: Wörthersee, Ossiacher See, Bodensee, Steinhügel, Pfahlbau, Fischerei