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Montanarchäologische Prospektionen zum prähistorischen Kupferbergbau in den Kitzbüheler Alpen. Neue Fundstellen und erste Ergebnisse zum Abbau und zur Erzaufbereitung von Kupferkies im Raum Jochberg (Nordtirol)

    Markus Staudt, Gert Goldenberg, Roman Lamprecht, Bianca Zerobin

Archaeologia Austriaca 108/2024, pp. 139-176, 2024/12/11

Zeitschrift zur Archäologie Europas
Journal on the Archaeology of Europe

doi: 10.1553/archaeologia108s139

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Abstract

Bereits in den 1930er Jahren konnten der Prähistoriker Richard Pittioni und der Bergingenieur Ernst Preuschen urgeschichtliche Bergbauspuren in den Kitzbüheler Alpen auf der Kelchalm/ Bachalm bei Aurach in Tirol untersuchen sowie in der Folge auch zahlreiche Verhüttungsplätze im Jochberger Raum. Jüngere Forschungen konzentrierten sich vornehmlich auf die Verhüttung von Kupferkies, wobei die Herkunft der in den Jochberger Revieren abgebauten Erze nicht eindeutig geklärt werden konnte. Im Zuge montanarchäologischer Prospektionen durch das an der Universität Innsbruck angesiedelte Forschungszentrum HiMAT (History of Mining Activities in the Tyrol and Adjacent Areas) ist es zwischen 2017 und 2020 gelungen, einen umfangreichen prähistorischen Kupfererzbergbau auch in Jochberg nachzuweisen. Die sichtbaren Bergbauspuren erstrecken sich im alpinen Gelände östlich von Jochberg in den Kammlagen zwischen dem Schützkogel (2.068 m ü. A.), dem Gamshag (2.178 m ü. A.) und dem Geißstein (2.363 m ü. A.). Wie auch im Bereich der Kelchalm/Bachalm lassen sich hier neben ausgedehnten Halden die Spuren nassmechanischer Erzaufbereitungsarbeiten beobachten, wobei die Befunde nach ersten Datierungsansätzen dem Übergang von der mittleren zur späten Bronzezeit zuzuordnen sind. Die in großem Umfang neu entdeckten Abbauplätze mit großflächigen Halden lassen den bronzezeitlichen Nordtiroler Kupferkiesbergbau in einem neuen Licht erscheinen. Zahlreiche Fragmente von Bronzewerkzeugen (Pickelspitzen und Tüllenpickelfragmente) sowie Funde von Steingeräten (Klopfsteine, Unterlagssteine und ostalpine Läufersteine) weisen aus technologischer Sicht auf eine Beeinflussung aus den Mitterberger Kupferkiesrevieren hin. Die bergbaulichen Aktivitäten in den Kitzbüheler Alpen stellen chronologisch betrachtet ein Bindeglied zwischen den Salzburger Kupferkiesrevieren im Osten und den spätbronzezeitlichen bis früheisenzeitlichen Fahlerzrevieren des Unterinntals (Schwaz-Brixlegg) im Westen dar.

Keywords: Montanarchäologie, Kupferbergbau, Erzaufbereitung, Kupferkies, Bronzezeit, Steingeräte, Tüllenpickel, Rohkupfer