Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien, Band 79/2010, pp. 87-118, 2024/08/17
Der Fundplatz von Hasendorf ist mit nur 2,5 km Entfernung vom Municipium Flavia Solva die
nach dem derzeitigen Forschungsstand dem Municipium am nähesten gelegene suburbane Villa.
Anhand geophysikalischer Prospektionen ist eine im Verhältnis zu den anderen in ihrer Gesamtheit bekannten Villen Südostnoricums kleine, trapezförmige Anlage erkennbar. Diese Anlage ist
über eine Stichstraße mit dem vicinalen Straßensystem im Leibnitzer Feld verbunden. Die Villa
von Hasendorf folgt dem in Südnoricum geläufigen geschlossenen, trapezförmig bis rechteckigen
Typ mit Innenhof. Auffallend sind bei einer Grundfläche von nur 3 100 m² ein annähernd ausgewogenes Verhältnis von bebauter zu unbebauter Fläche. Die Grundrisse der Gebäude lassen auf
Wohntrakte, eine Badeanlage und Werkräume schließen, wobei ein im Norden der Villa situiertes
Korridorhaus Anklänge an die urbane Solvenser Wohnarchitektur erkennen lässt. Der von Portiken gesäumte Innenhof und das Fehlen eindeutiger Indizien für Werkstätten oder agrarische
Speicherbauten legt für die Villa eher die Interpretation als feudaler repräsentativer Landsitz denn
als landwirtschaftlicher Betrieb nahe.
Die Oberflächenfunde aus dem Bereich der Villa von Hasendorf belegen zwar eine römische
Nutzung als Siedlungsplatz, jedoch weder eine prähistorische noch eine nachrömische Besiedlung. Wenige früh- und spätrömische Funde treten neben zahlreichen mittelkaiserzeitlichen auf,
wobei die Leitformen der regional hergestellten Gebrauchskeramik mit jenen des nur 5 km entfernt liegenden Villenfundplatzes von Obergralla übereinstimmen. Weitere signifikante Funde
wie Öllampen, zahlreiche Teller sowie Imitationen von Importformen erlauben es, das Spektrum
von Hasendorf auf gleichem Niveau mit den kleinstädtischen Vici und dem angrenzenden Municipium Flavia Solva zu betrachten.
In Text und Katalog verwendete Abkürzungen.