Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, Band 166/2024, pp. 297-316, 2025/04/30
Band 166 (Jahresband), Wien 2024
Volume 166 (Annual volume), Vienna 2024
Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, den aktuellen Gebrauch von Namen für ausgewählte geographische Gegebenheiten des Westbalkans in der deutschen Gegenwartssprachezu untersuchen. Für die Länder des heutigen Westbalkans, das heißt, Nordmazedonien, Albanien, Kosovo, Serbien, Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina, ist eine große kulturelle, ethnische und sprachliche Diversität charakteristisch, was sich auch in der Mehrnamigkeit der Region widerspiegelt. Diese Vielfalt wird auch im deutschsprachigen Diskurs reflektiert. Der Analyse wurden zwei deutschsprachige Reiseführer (aus den Jahren 2005 und 2022) unterzogen, in denen die Bezugnahme auf beinahe 800 geographische Gegebenheiten der Westbalkanländer identifiziert wurde. In diesem Zusammenhang wurde der Frage nachgegangen, inwiefern im aktuellen deutschsprachigen Diskurs die Endonyme verwendet werden oder aber sich eine Tendenz zur deutschen Exonymie abzeichnet. Darüber hinaus wurden endonymisch oder exonymisch generierte deutsche Benennungen kontrastiv mit endonymischen Ausgangsformen verglichen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Koexistenz Endonyme für dieselbe geographische Gegebenheit gelegt, die eine Folge der Zwei-/Mehrsprachigkeit bzw. Koexistenz zweier Sprachgemeinschaften in demselben Raum ist, wie in Nordmazedonien oder im Kosovo. Werden im deutschen Text für die geographischen Gegebenheiten des Kosovo vornehmlich sowohl die albanische als auch die serbische Namensform genannt, wird im Fall Nordmazedoniens bei der Wahl eines der beiden Endonyme, das heißt, entweder des mazedonischen oder des albanischen Namens, für die Basis der deutschen Namensform das Endonym der mazedonischen Sprache bevorzugt.
Keywords: Westbalkan, Mehrnamigkeit, Mehrsprachigkeit, Endonyme, deutsche Exonyme, deutschsprachige Reiseführer