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Kuffner-Sternwarte

 

 

Kategorie

Ort

Historische Sternwarte

Johann Staud-Straße 10, 1160 Wien, 16.Bezirk


Geogr. Länge Ost:

-16° 17' 47

Geogr. Breite Nord:

+48° 12' 47''

Seehöhe:

280 m


Betreiber:

Verband der Wiener Volksbildung; Leitung: DI Mag. Dr. Peter Habison




Ausstattung:

Vier bedeutende Instrumente aus dem 19. Jahrhundert: 
Großer Refraktor (270/3400 mm) 
Meridiankreis (132/1500 mm) 
Vertikalkreis (81/1200 mm)
Heliometer (217/3000 mm) 
der Firmen "Repsold und Söhne" in Hamburg sowie "Steinheil" in München. Diese Instrumente wurden ab 1994 nach modernsten Erkenntnissen der technischen Denkmalpflege restauriert und für den Bildungs- sowie Museumsbetrieb neu adaptiert.

Aktivitäten: Als Zweigstelle der Volkshochschule Ottakring begann im Oktober 1995 der neue Führungs- und Bildungsbetrieb.
Heute wird neben den klassischen Sternführungen an einem reichen Bildungs- und Kulturprogramm gearbeitet. Das Programm konzentriert sich auf die Entwicklung eines Konzeptes zur Neugestaltung von Bildung in den Bereichen Astronomie, Astrophysik und Weltraumwissenschaften. Das Ziel dieser Arbeit ist die Zusammenführung von Bildung, Wissenschaft, Kultur und Erziehung im astronomischen Umfeld. Die Sternwarte soll dabei hauptsächlich für die Nachtbeobachtung genützt werden.

Geschichte:
Nach ersten Kontakten zwischen dem Großindustriellen Moritz v. Kuffner und dem Assistenten an der Lehrkanzel für Höhere Geodäsie und Sphärische Astronomie an der Technischen Hochschule in Wien, Dr. Norbert Herz, erfolgten im Herbst 1883 die ersten Vorbesprechungen zum Bau einer Privatsternwarte. Als Bauplatz boten sich die Kuffner´schen Gründe an, die sich westlich des Ottakringer Friedhofes erstreckten. Zu dieser Zeit lag die Sternwarte fern der Stadt; heute liegt sie bereits am Rande des dicht verbauten Stadtgebietes. Die Planung des Sternwartengebäudes oblag dem Architekten und k.k. Baurat Franz v. Neumann jun., die Baudurchführung besorgte der damalige Bürgermeister Ottakrings, Baumeister Anton Zagorsky. Die Grundsteinlegung erfolgte im Sommer 1884, die Fertigstellung des Backsteinbaus im Sommer 1886. Zu Jahresende waren bereits die ersten Meridiankreis-Beobachtungen möglich. In den folgenden Jahren strebte die Sternwarte rasch dem Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Entwicklung entgegen. Hier wurden u.a. das größte Heliometer der Welt und der damals größte Meridiankreis der Österreichisch-Ungarischen Monarchie aufgestellt. An dieser jungen Sternwarte wirkten sehr viele Mitarbeiter, aus denen später bekannte Wissenschaftler und Sternwartendirektoren hervorgingen. Der bedeutendste unter ihnen war Karl Schwarzschild, der 1897 als Observator in die Kuffner-Sternwarte eintrat.
Der erste Weltkrieg unterbrach die wissenschaftliche Entwicklung und zwischen den beiden Weltkriegen war die Sternwarte sogar unbenützt. Erst im Frühjahr 1946 begann für die Kuffner-Sternwarte eine neue Ära, sie wurde  Volkssternwarte. Freiwillige investierten einige zehntausend Arbeitsstunden, um die Kriegsschäden an Gebäude und Instrumenten zu beheben. Am 9. November 1946 erfolgte die Gründung der Astronomischen Fachgruppe an der Volkshochschule Alsergrund mit dem Ziel, Mitarbeiter für den Führungsbetrieb der "Wiener Volkssternwarte-Kuffnersternwarte" auszubilden. Am 21. März 1947 fand schließlich die erste Führung an der Sternwarte im Rahmen der Eröffnung statt und ab dem 1. April 1947 wurde der regelmäßige öffentliche Führungsbetrieb aufgenommen. Dipl.-Ing. Walter Jaschek, Professor an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt, übernahm die Leitung der Sternwarte als Zweigstelle der Volkshochschule Alsergrund. Mit großem persönlichen Einsatz begann er die Sternwarte und ihre Instrumente zu restaurieren. Da jedoch keine finanziellen Mittel für eine Generalsanierung der Sternwarte zur Verfügung standen, konnte nur das Notwendigste an Reparaturen durchgeführt werden. Die Familie Kuffner verkaufte die Sternwarte (ohne Instrumentarium) im Oktober 1951 an eine gemeinnützige Baugenossenschaft, die Instrumente schenkte die Erbin Vera Eberstadt (geborene v. Kuffner) 1964 der Universität Wien. Am 17. Jänner 1968 gelangten die Instrumente nach einer Schenkung seitens des Bundesministeriums für Unterricht schließlich in den Besitz der Volkshochschule. Am 17. November 1977 wurde die Kuffner-Sternwarte unter Denkmalschutz gestellt und Ende Mai 1982 kündigte die Volkshochschule Wien-Nordwest den Mietvertrag für die Sternwarte. Daraufhin gründeten die Mitarbeiter den Verein "Freunde der Kuffner-Sternwarte" mit dem Ziel, die Erhaltung dieser Einrichtung zu sichern und den öffentlichen Führungsbetrieb aufrecht zu erhalten. Auch auf politischer Ebene bemühte man sich um die Erhaltung der Sternwarte, die 1987 von der Gemeinde Wien angekauft wurde. Nach neuerlicher Renovierung wird sie heute vom Verband der Wiener Volksbildung betrieben.

Quellen:

1

Die Kuffner-Sternwarte, Werner W. Weiss, Wiener Bezirkskulturführer Heft 24, 1-48, 1984 Verlag Jugend und Volk, Wien
  2 Webseite der Sternwarte

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