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Die Marinoni-Sternwarte |
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Kategorie |
Ort |
Historische Sternwarte |
Mölkerbastei, Schreyvogelgasse, 1.Bezirk |
Geogr. Länge Ost: |
- 16° 21,7' |
Geogr. Breite Nord: |
+ 48° 12,7' |
Seehöhe: |
180 m |
Betreiber: |
Johann Jakob Marinoni |
Ausstattung: |
Ehemalige Einrichtung siehe Geschichte | |
Aktivitäten: | wissenschaftliche Untersuchung des Sternhimmels |
Geschichte: |
Die Marinoni-Sternwarte auf der
Mölkerbastei war
die bedeutendste Privatsternwarte, die nicht ausschließlich privaten Zwecken
diente. Zudem beeinflußte sie die Existenz der
Universitätssternwarte. Sie wurde von Johann Jakob Marinoni, dem
Hofmathematiker des Kaisers auf dem Dach seiner Wohnung errichtet und mit
einem reichhaltigen Instrumentarium ausgestattet. Marinoni hatte im Jahr
1728 ein einstöckiges Haus auf der Mölkerbastei gekauft, in dem er viermal in der
Woche seine Schüler unterrichtete. Dieses war später Teil der ältesten polytechnischen
Anstalt Österreich-Ungarns, die bis zu seinem Tod dort bestehen blieb. Auf
dem Dach dieses Hauses erbaute Marinoni einen zweistöckigen Turm, den er
später als Observatorium einrichtete, um sich seinem privaten Interesse, der
Astronomie, widmen zu können. Die Mittel zur Errichtung dieser Sternwarte
stellte zum einen Teil Marinoni selbst, einen weiteren Teil der Kaiser zur
Verfügung. Die Instrumente ließ er in seinem Haus unter seiner Aufsicht
anfertigen. Zusätzliche Instrumente, wie die Pendeluhren, ließ er sich auf
Kosten Kaiser Karls VI aus
Frankreich und England liefern.
Der Boden der Sternwarte
war mit quadratischen Steinen ausgelegt, in der Mitte war eine Öffnung mit
einer Fußbodenheizung, deren Wärme die Instrumente vor zu großer Kälte
schützen sollte. Die Pergola war mit Hilfe einer Leiter zugänglich und hatte
auch einen eigenen Ofen, um die Beobachtungsbedingungen während der kalten
Jahreszeit zu erleichtern. Die "camera obscura" war im obersten Stockwerk
untergebracht, ihre Wände mit schwarzer Farbe ausgemalt. Diese Kammer
diente tagsüber als Beobachtungsraum. Marinoni richtete sich auch eine
Hauswerkstatt ein, die der Herstellung und Reparatur von Instrumenten
diente. Er konstruierte u.a. einen Doppelquadranten, bei dem zwei parallel
zueinander stehende Fernrohre mit 180° gegenüberliegenden Okularen montiert waren
um das Durchschlagen des Instrumentes zu vermeiden.
Nach einer zeitgenössischen Beurteilung
gelang es Marinoni eines der schönsten Observatorien Europas einzurichten.
Die Sternwarte blieb nicht nur der Wissenschaft vorbehalten, sondern sie
erleichterte auch der Wiener Bevölkerung den Zugang zur Astronomie (u.a.
veröffentlichte Marinoni seine astronomischen Beobachtungen auf
Flugblättern). Die Beschreibung seiner Sternwarte und die erhaltenen Resultate
seiner Beobachtungen übergab er 1745 gesammelt in einem zweibändigen Werk der
Kaiserin Maria Theresia. |
Quellen: |
1 |
Wiener Astronomen - Ihre Tätigkeit an Privatobservatorien und Universitätssternwarten, Nora Pärr, Diplomarbeit, Jänner 2001, Wien |
2 | De astronomica specula domestica & organico apparatu domestico, Johann Jacob Marinoni, Bd.1, Wien 1745 |