Sprachkunst Beiträge zur Literaturwissenschaft
Jahrgang LIV/2023, 1. Halbband
|
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
Tel. +43-1-515 81/DW 3420, Fax +43-1-515 81/DW 3400 https://verlag.oeaw.ac.at, e-mail: verlag@oeaw.ac.at |
|
DATUM, UNTERSCHRIFT / DATE, SIGNATURE
BANK AUSTRIA CREDITANSTALT, WIEN (IBAN AT04 1100 0006 2280 0100, BIC BKAUATWW), DEUTSCHE BANK MÜNCHEN (IBAN DE16 7007 0024 0238 8270 00, BIC DEUTDEDBMUC)
|
Sprachkunst Beiträge zur Literaturwissenschaft
Jahrgang LIV/2023, 1. Halbband
ISSN 1727-6993
Online Edition ISBN 978-3-7001-9559-7 Print Edition ISBN 978-3-7001-9560-3 Online Edition
Peter Osterried
S. 5 - 22 doi:10.1553/spk54_1s5 Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften doi:10.1553/spk54_1s5
Abstract: Die stiefmütterliche Behandlung der ›Phädra‹ im deutschsprachigen Raum geht auf die kritische Haltung Schillers und Goethes gegenüber der vermeintlichen Manieriertheit des hohen Stils der französischen Klassik zurück. Dass Schillers Vorbehalte nur bedingt auf die ›Phädra‹ zutreffen, lässt sich an der Tatsache festmachen, dass er selbst das Drama kurz vor seinem Tod für die Weimarer Bühne übersetzte. Anhand seiner eigenen Übersetzung wird zu sehen sein, nicht wie fern, sondern wie nah ihm Racines Welt ist. Im Vergleich mit Simon Werles kongenialer ›Phädra‹-Übersetzung von 1986 wird sich zeigen, dass Schiller irrte, wenn er den Alexandriner für unübersetzbar für die Bühne hielt – denn er übersetzte im Blankvers! Wenn Schiller auch schon sah, dass Racines semantische und metaphorische Welt der deutschen Bühne verwandt sind, wird durch Werles Übersetzung offensichtlich, dass sogar die Versmelodie des Alexandriners dem Ohr eines deutschsprachigen Publikums zumindest näherungsweise eingängig gemacht werden kann. Published Online: 2023/12/27 05:59:59 Object Identifier: 0xc1aa5572 0x003eb626 Rights: . Mit "Sprachkunst" ist der zentrale Gegenstand benannt, um den es in den literaturwissenschaftlichen Beiträgen der Zeitschrift geht. Eine Tradition der Philologie hat sich auf verschiedene Formen künstlerischer Sprachverwendung und auf poetologische Themen konzentriert. Das heutige Selbstverständnis der Zeitschrift geht davon aus, dass sich diese Tradition auf produktive Weise mit aktuellen Paradigmen moderner Literaturwissenschaft verbinden lässt, um textorientiert den kritischen Eigensinn von Literaturen zu analysieren. Die seit 1970 halbjährlich erscheinende Zeitschrift der Österreichischen Akademie der Wissenschaften setzt sich vor allem mit deutschsprachigen und europäischen Literaturen auseinander, Beiträge können auf Deutsch, Englisch und Französisch publiziert werden. Neben den literaturwissenschaftlichen Aufsätzen erscheinen Rezensionen von Fachliteratur, Forschungs- und Tagungsberichte sowie Verzeichnisse literaturwissenschaftlicher Dissertationen und Habilitationen an österreichischen Universitäten. In diesem thematisch offenen Band werden vier Beiträge präsentiert: P. Osterried untersucht die Übersetzungen von „Phädra“ durch Schiller und Werle, um die Frage zu erörtern, ob der Stil der französischen Klassik angemessen ins Deutsche übertragen werden kann. M. H. Meyer zeigt auf, wie Schnitzlers frühe Erzählungen Herausgeber fingieren, um das Erzählte unzuverlässig erscheinen zu lassen. Am Beispiel von Straus‘ „Walzertraum“ analysiert F. Kragl die Verquickung aus Rührseligkeit und ironischer Persiflage in der „späten Operette“. L. Užukauskaitė schließlich arbeitet die transmedialen Berührungspunkte der Rom-Bilder Bachmanns und Twomblys heraus. Zwei Rezensionen und ein Nachruf ergänzen den Band: Besprochen werden M. Neris Überblicksdarstellung zu Leben und Werk von Baudelaire und L. Hansens Monographie über eine Poetik, die den Müll zum Gegenstand von Gegenwartsliteratur macht. Die Würdigung gilt dem 2023 verstorbenen indischen Literaturwissenschaftler Anil Bhatti. |
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
Tel. +43-1-515 81/DW 3420, Fax +43-1-515 81/DW 3400 https://verlag.oeaw.ac.at, e-mail: verlag@oeaw.ac.at |